wie alles begann...

Der erste Beleg

Die früheste Datierung der Ehinger Fasnet geht auf 1618 zurück. Schon damals verstanden es die Herrschaften in der Nacht vor der Fastenzeit nochmals ordentlich zu Feiern und zu Schmausen. Die Fastnacht!

D`Käther kocht

Um 1790 war Katharina Schunter zusammen mit ihren Eltern Friedrich und der gleichnamigen Mutter Katharina Schunter in der Gegend um Briel aufgetaucht. Die Schunter Höhle bot der obdachlosen Familie Schutz. Katharina nach der Landesart auch «Käther» genannt, zog sich aus welchen Gründen auch immer öfters in eine nahegelegene Höhle im Brieltal zurück.

Wenn Katharina Feuer machte und dann aus der Höhle Rauch aufstieg, sagte man in der Umgebung „ D`Käther kocht“. Daher der noch heute gültige Name für die Höhle „Käthera-Kuche“.

Ein römisches Triumpfopfer

„Ein römisches Triumpfopfer. Vorgestellt von der studierenden Jugend in Ehingen den fünften Merz Anno 1821.“

Vom Nikolaustor in die Stadt einziehen, bewegt sich der Zug auf den Marktplatz, auf dessen Mitte der Opferaltar aufgebaut ist. Neben den Kriegstrompetern an der Spitze, geben weitere 11 Gruppen dem triumphierenden Feldherren das Geleit.

Die Ursprünge des Pfanna-Mate

Die Figur des Pfanna-Mate beruht auf der wahren Geschichte des Mathias Oswald, der 1834 in Schlechtenfeld geboren wurde. Durch eine Familientragödie wurde er zum menschenscheuen Einzelgänger und Sonderling der seinen Lebensunterhalt durch das Sammeln von Alteisen und das Besorgen von Schleifsteinen für die umliegenden Bauern verdiente. Darum wurde er auch im Volksmund Schleifer-Theis genannt.

Kügeleshausen

Während die Ehinger Kügele (schneeweiße Knödel in einer Fleischbrühe) schon lange bekannt und wie 1848 im Volksfreund nachzulesen auch berühmt waren, trifft dies für die Bezeichnung Ehingens als „Kügeleshausen“ nicht zu. Dieser Übernahme geht offenbar auf einen Artikel des Ulmer Schriftsetzers Wilhelm Handschuh zurück. Dieser gab über einige Monate der Jahre 1848/1849 den „Oberschwäbischen Kurier“ heraus. Das Echo im Konkurrenzblatt, im „Volksfreund“, war alles andere als freundlich. Der Verfasser der abgedruckten Erwiderung fühlte sich dem „Spott der Welt“ preisgegeben. Zudem vermutete er, Handschuh habe die Einwohner der Stadt als „dumm und verächtlich“ hinstellen wollen.

Die Narrengesellschaft

Im Jahr 1874 wurde eine eigene Narren-Gesellschaft ins Leben gerufen, die sich auf Einladung des Ausschusses der Bürgergesellschaft am 23. November im „Schützen“ versammelte.

Als 1. Präsident wurde Apotheker Grauer gewählt. Gleichfalls entschloss man sich „zur Bekanntmachung sämtlicher „Affairen“, eine pikante, recht gewürzte Narrenzeitung“ herauszugeben.

Es erfolgten konkrete Planungen für den Fasnachtsumzug. Anfang Februar 1875 legte die Narren-Gesellschaft den Weg für den Maskenumzug am Mittag des Fasnachtsdienstages fest.

Die Anfänge des Muckenspritzers

Von den Muckenspritzern als Fasnachtsfiguren ist in den ersten Jahren nach dem Geschehen einer außergewöhnlichen Begebenheit vom 27. August 1859 nichts überliefert, als auch nichts bekannt.

Der Mantz’schen Chronik zufolge erhob sich an diesem Tag morgens um halb neun Uhr „Feuerlärm“ es brenne im Turm der Unteren Kirch. Es wurde gestürmt, getrommelt, Feuerreiter fortgeschickt. Spritzen, Sauger und alles hat man auf den genanten Platz gebracht. Aber was war es? Es waren Mucken, die sich um den Turm gesammelt haben. Es ging alles ganz beschämt vom Platz.

Erstaunlicherweise fand das Geschehen in der Ehinger Lokalpresse keinerlei Niederschlag. Anders im benachbarten Blaubeuren, wo sich „Der Blaumann“ des Themas annahm. Vor diesem Hintergrund ist es dann auch eher verständlich, weshalb es scheinbar bis 1884 dauerte, bis die Muckenspritzerei Thema an der Fasnacht wurde. Spätestens ab 1890 ist die Figur des Spritzenmucks dann durch Bildquellen gesichert.

Der ``Kügeleshausen Geldschein``

Waren die Zeiten gut, waren die Zeiten schlecht, die Muckenspritzerei beflügelte immer wieder die Gedanken bei mancherlei Tun. So wurden am Ende des ersten Weltkrieges am 10.11.1918 Kriegsgeldscheine der Stadt Ehingen in der Grösse 9,4 x 5,4 cm im Wert von 25 Pfennig ausgegeben.

Die Rückseite dieses Scheines zeigt in der Mitte den Ehinger Marktplatz, umkreist von einem Schwarm Mücken, links den Wolfertturm, rechts das Nikolaustor und darüber ein Wappen mit 3 Mücken. Einen Hinweis auf Kügeleshausen gibt das Wappen links oben mit dem Ehinger Nationalgericht – 5 Kügele einschl. einer Gabel.

Der Entwurf zu diesem Geldschein wurde von Studienrat A. Stetter aus Ehingen gefertigt. Gedruckt wurden in der Uhland’schen Buchdruckerei Stuttgart 40.000 Stück. Am Verfalldatum 30.09.1920 wurden 25.940 Stück eingelöst und am 02.09.1921 vernichtet.

Das erste Krettenweib

Das Krettenweib eine optische Täuschung ? Die gastgebende Zunft eines Narrentreffens stellte die Ehinger Krettenweiber als perfekte optische Täuschung vor. Eine Frau hat einen Kretten auf dem Rücken in dem sie einen Mann herumschleppt. Das erste Krettenweib erschien in Ehingen um 1925 herum. Es blieb zunächst eine Einzelfigur.

Der große ``Große Muckenspritzer``

Die Hauptfigur der Muckenspritzer und gleichzeitig Namensgeber der Narrenzunft Spritzenmuck e.V. wurde 1929 wieder ins Leben gerufen.Der Vorgänger des heutigen Spritzenmuck war eine 4m hohe Figur,  die auf einem Wagen saß. Durch trickreiche Mechanik konnte diese aufstehen, salutieren, Nase rümpfen, blinzeln und sogar niesen.

Der schwarze Zahn

Als Vorläuferin der Mate-Kapelle kann man heute getrost die Kapelle „Schwarzer Zahn“ bezeichnen.
Entstanden ist diese im Jahre 1933. Sie trat nicht nur bei Faschingsveranstaltungen im Gasthaus „Hirsch“ auf, sondern ging auch bei Umzügen mit und trat sogar auswärts auf.
„Schwarzer Zahn“ hieß die Kapelle deshalb, weil sich die Männer in den „Krachledernen“ verschiedentlich Zähne schwarz bemalten, um den Eindruck von Zahnlücken entstehen zu lassen. Aus dieser ulkigen Idee leiteten sie bald den Namen ab. Die phantasievoll dekorierten Instrumente des Schwarzen Zahns lassen die Wurzeln unserer heutigen Mate-Kapelle deutlich erkennen.

Beitritt in die VSAN

1934 trat die Narrenzunft der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (kurz VSAN) bei.

Gründung der Mate-Kapelle

Als Gefolge des Schwarzen Zahns gründeten im Jahr 1953 Franz Bürk, Karl Braun, Richard Munding, Hans Döring und Karl Wirz die Mate-Kapelle.

Gründung der Narrenzunft

Im Jahre 1955 wurde dann die Narrenzunft Spritzenmuck in der heutig bekannten Form gegründet.

Die Muckenspritzer

1955 wurde erstemals die Maskengruppe Muckenspritzer vorgestellt. Die Gründungsmitglieder gemäß Protokoll von Hans Dittrich waren: Reinhard Heimbach, Josef Denkinger, Josef Sauter, Helmut Zoller, Hans Dittrich.

1957 wurde die Maskengruppe in die Narrenzunft integriert und war eine reine Männergesellschaft. Die Frauen schauten natürlich nicht lange tatenlos zu und gründeten 1961 eine Garde.

Es wird wild in Eh'gna

Im Jahr 1955 gründeten: Franz Bürk, Günther Reisch, Klaus Kleiner, Erhard Lison, Rudolf Schleker, Franz Mantz, Gottfried Vögtle, Richard Steinle und Klaus Höchstätter – die Wilden Weiber.

Am 19.02.1955 war es dann soweit. Die genannten 9 Hexen präsentierten sich der Öffentlichkeit am Bürgerball. Die Masken wurden von Eduard Hermanutz geschnitzt und das erste Häs von Schwestern angefertigt. Das ursprüngliche Häs wurde später modifiziert. Wieder beziehend auf das wilde Weib aus der Käthera Kuche, stellen die Farben verschiedene Jahreszeiten dar.

Der Groggatäler & sein Gefolge

Bereits 1956 lief der Groggentäler als Einzelfigur im Ehinger Kinderumzug mit und wurde das erste Mal am Glombigen Doschdig aus dem Groggensee ausgegraben. Noch im selben Jahr sollte er ein Gefolge erhalten. Deshalb gründeten Carl-Eugen Braun, Paul Braun jun. Hans Kunze Erich Walter und Max Weinmann sen. die Dämonen.

Ein seltsames Paar

Seit 1959 sorgen Büttel für fasnetliche Unordnung in den Ehinger Straßen. Das Krettenweib war eine reine Umzugsfigur und erwies sich für den sonstigen fasnetlichen Umtrieb als zu sperrig. Also musste ein Zweit-Häs her. Da kam der Bedarf nach einer starken Hand, die Fasnetsrecht und Unordnung durchsetzt gerade recht. Damit war die Symbiose von Krettenweib und Büttel geschaffen. Eine Verbindung für´s Leben.

Das Kügele betritt die Bühne

Im Jahr 1960 gab Albert Maier die Fertigung der Maske bei Eduard Hermanutz in Auftrag. Dies geschah auf eigene Kosten. Am Zunftball 1961 trat er dann zur Überraschung aller Anwesenden mit seiner damaligen Sekretärin Irmgard Bumiller in diesem Häs auf und stellte es als die Ehinger Kügele vor. Nicht alle waren von der Idee begeistert, aber bald gab es weitere Bewerber und 1962 wurde die Existenz der Ehinger Kügele der Schwäbisch Alemannischen Vereinigung mitgeteilt und besiegelt.

Der Narrenstadl entsteht

Gegen Ende des „letzten Jahrhunderts“ hatte sich die Situation für die Abhaltung von Proben und zur Aufbewahrung von Häs, Deko und allerlei Gerätschaften drastisch verändert. Zum einen durch die sich wandelnde Gaststätten-Landschaft und die Anmeldung von Eigenbedarf der Stadt Ehingen.

Mehrere Objekte wurden in 1998-99 besichtigt, bis das Anwesen Mühlweg 36 näher ins Auge gefasst wurde.

Die neue Heimat!

Im Mai 2000 begann mit einer großangelegten Aktion das Ausräumen des ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäudes.

Nach dem Entkernen des Gebäudes kamen Profis zum Einsatz, zur Herstellung der notwendigen Maurer-, Beton- und Zimmerarbeiten. Bereits am 18.11.2000 war das Dach komplett neu eingedeckt. Somit konnte standesgemäß an Dreikönig 2001 Richtfest gefeiert werden.

Der Rest des Jahres wurde für den Innenausbau und eine provisorische Aussenanlage verbraucht – bis zur Einweihung am 09.11.2001 mit anschließendem Tag der offenen Tür für alle – geschafft .

Immaterielles Kulturerbe

Die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht, vertreten durch die VSAN, wurde im Dezember 2014 in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes (IKE) eingetragen.

Damit unterstreicht die Deutsche UNESCO-Kommission, dass es sich hier um eine bedeutende, kulturelle Ausdrucksform von nationalem Rang handelt, die in jeglicher Hinsicht erhaltenswert ist. Der Fortbestand unserer Fastnacht ist nicht nur eine großartige, sondern große Aufgabe, die Zusammenhalt verlangt und das über Verbandsgrenzen hinaus.